Sabine Böller · 19.01.2023

Achtsamkeitsübungen in der Stille
als Unterstützung für den Alltag

Mit ca. Mitte zwanzig kam ich das erste Mal mit Meditation in Berührung. Ein Herr erzählte mir, er gehe für drei Wochen zum Schweigen in ein Kloster. Erst 15 Jahre später saß ich in der Einführung von Kontemplation und wusste augenblicklich: Das ist mein Weg! Der erste Satz, die ich damals - als ich das erste Mal am Kissen saß - hörte, hängt heute noch an meinem Kleiderschrank: „Alles im Leben ist eine Gelegenheit“.

 

Oft werde ich gefragt, warum ich denn meditiere, ob ich damit etwas erreichen will. Bei mir war es eine Sehnsucht verbunden mit dem ganz sicherem Wissen, dass es außer der Welt des Konsums, der vorwärtsstrebenden Wirtschaft noch etwas geben wird, das mich viel mehr nährt.

 

Und nun, seit paar Jahren, kann ich sagen, ja da ist etwas, was mich nährt. Und so erfahre ich in der Stille, dass sich meine Gedanken und Gefühle immer mehr ordnen. Ich bin nicht mehr ausgeliefert, sondern nehme wahr, dass die Wirklichkeit etwas anderes ist als die Wahrheit. Dass es 1.000 verschiedene Sichtweisen gibt und sie alle wahr sind. Ich erfahre Dankbarkeit den alltäglichen Selbstverständlichkeiten gegenüber; ich erfahre, dass körperliches und emotionales Unwohlsein zum Leben gehören.

 

Ich habe auch erfahren, wie viele Ängste ich früher hatte und wenn mich heute Angst überkommt, habe ich einen wohlwollenden Umgang damit gefunden. Ich bin mitfühlend mit mir selbst. Ich lernte Gelassenheit und Gleichmut. Ich kann mir heute immer mehr selbst verzeihen. Ich bin nicht perfekt. Alles was ich wirklich erfahre, kann ich nicht denken. Es geht immer um die Erfahrung.

 

So ist das Sitzen in Stille für mich zu einem Akt der Liebe geworden, mir selbst gegenüber und allen Wesen. Ich erlebe im gemeinsamen Üben mit Anderen, wie wichtig es ist, all diese Erfahrungen, die ich auf meinen Weg erleben durfte, zu teilen und mich mit Menschen auszutauschen.

 

Deshalb gebe ich Kurse in MBSR und MBCL. So wird mir die Möglichkeit gegeben mit Anderen in Kontakt zu sein. Und auch das wöchentliche gemeinsame Sitzen in Stille verbindet. Gerade bin ich in der Ausbildung zur Yogalehrerin, und immer wieder kommt es mir vor, dass ich am Anfang stehe. Und das ist gut so!

 

So freue ich mich, wenn ich Menschen zum Sitzen in Stille oder in geführter Achtsamkeitsmeditation anleiten kann, so dass auch sie wieder andere anleiten können!

 

In Bhutan ist Meditation ein Schulfach und heißt so viel wie Gehirnputzen. Ich mag dieses Wort sehr: Gehirnputzen – denn – und hier ist es nochmal: Alles im Leben ist eine Gelegenheit.